In der polynesischen Mythologie auch Havai’i oder Hawaiki Nui genannt, gilt Raiatea als die Wiege der polynesischen Kultur. Der mündlichen Überlieferung nach ist sie die erste bevölkerte Insel Polynesiens.
Die mit einer Fläche von 238 km² zweitgrößte Insel des Landes liegt 193 km nordwestlich von Tahiti, im Zentrum des polynesischen Dreiecks, das von Hawaii im Norden, der Osterinsel im Osten und Neuseeland im Westen gebildet wird.
Etwa 45 Flugminuten von Tahiti entfernt, findet sich mit Raiatea das zweitwichtigste Wirtschaftszentrum Polynesiens und gleichzeitig die Top-Segel-Location des Landes mit einem wichtigen Yachthafen für zahlreiche Segelboote und Chartergesellschaften.
Genau genommen handelt es sich bei Raiatea um ein Atoll, das sich mit der nur 3 km entfernten kleinen Nachbarinsel Taha‘a ein Korallenriff teilt.
Das Landschaftsbild der Vulkaninsel ist geprägt von majestätischen Bergen, einer stark zerklüfteten Küstenlinie mit tiefen Buchten und zahlreichen in der türkisfarbenen Lagune gelegenen Inselchen. Nur auf diesen vorgelagerten Motus finden sich weiße Sandstrände im Überfluss, während die felsige Küste von Raiateas Hauptinsel keine nennenswerten Strände besitzt. Die schroffe Inselgeografie ist durchzogen von vielzähligen Fließgewässern, die nicht selten spektakuläre Wasserfälle bilden. Am stets in Wolken gehüllten Mount Tefatoaiti (Höhe: 1.107 m) entspringt der nach Osten fließende Fa'aroa (auch Apoomau), der in die mehr als 30 m tief eingeschnittene gleichnamige Bucht mündet. Er ist der einzige schiffbare Fluss Polynesiens und kann zumindest auf einem kurzen Teilstück mit kleinen Booten befahren werden.
Raiatea lockt darüber hinaus mit einer vielfältigen Unterwasserwelt, welche durch das Wrack des 1900 gesunkenen dänischen Dreimasters Nordby bereichert wird.
Im Hauptort Uturoa, einem kleinen beschaulichen Hafenstädtchen, wo nicht nur Segler, sondern auch Kreuzfahrtschiffe ankern, gibt es eine gut entwickelte Infrastruktur und in Hafennähe auch einen kleinen Flugplatz.
Von ihrer Vergangenheit als politisches und religiöses Zentrum sind noch viele Spuren vorhanden, unter anderem der berühmte Marae Taputapuatea, die wichtigste Gedenkstätte Polynesiens, heutzutage auch sehr bedeutungsvoll sowohl für Maoris als auch für Hawaiianer. Diese wichtige Kultstätte führte schließlich zum Beinamen der Insel: die Heilige.
- Die königliche Kultstätte Taputapuatea erhebt sich an der heiligen Riffpassage Ava mo`a, durch die früher die Auslegerkanus aller pazifischen Inseln fuhren. Dieser mystische Ort war Schauplatz von Krönungszeremonien und internationalen Stammestreffen. Auch heute noch wird dieser religiösen Kultstätte eine geheimnisvolle, magische Aura nachgesagt.
- Im Dorf Tevaitoa befindet sich der Ausgangspunkt für Wanderungen zum Mount Temehani (Höhe: 722 m), welcher mit der weißen Blume Tiare Apetahi, eine weltweit einzigartige Pflanze und zugleich das Wahrzeichen der Insel beherbergt.
- Der Faaroa Garten birgt auf einer Fläche von 3,6 ha eine Vielfalt an Obstbäumen und exotischen Blumen.